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MORGAN LE FAY
by
Cawein, Madison J. (1865-1914)


In dunkles Gewand war sie gehüllt, auf ihrem Haar ein güldener Reif,
wie ein feuriger Fuchs im hellen Mondlicht; schimmerte die Kälte.
Mit weichen grauen Augen blickte sie zwielichtig und finster;
mit weichen roten Lippen sang sie ein Lied:

Welch Ritter könnte in ihr Gesicht blicken noch es ertragen.

Für alle waren ihre Blicke voller Magie und all ihre Wörter, von Zauberei;
und auf ein Weise schienen sie zu sagen
"Oh, komme mit mir!"

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"Oh, komme mit mir! Oh, komme mit mir! Oh, komme mit mir, meine Liebe, Sir Kay!"
Wie sollt er die Hexe kennen, ich glaube,  Morgan le Fay ?

Wie soll er die gerissene Hexe,
Mit süssem weißem Gesicht und Rabenschwarzem-Haar kennen?
Welche, durch ihre Kunst, sein Herz verhexte und ihn so festhielt.

Bald darauf war seine Seele verhärtet, zu Wiese und Wald, zu Stein und Wasser;
und alles was er hörte, waren ihr sanften Worte wie in einem Traum.

Und alles was er sah, waren ihre strahlenden Augen und ihr feines Gesicht,
das sie ihm stillhielt; blass und wild begleitete sie ihn
über Tal und Hügel.

Bis schließlich ein Schloß unter dem Mond, unter den Bäumen liegt:
Seine gotischen Türme alt und grau
voller Geheimnisse.

Hoch in seiner Halle standen hundert Ritter in Rüstung und einem Schwert in der Hand:
Die Nachfolger eines grossen  Königs, Herr dieses Landes.

Sir Bors, Sir Balin und Sir Gawain, Ritter von König Artus und einige mehr;
aber diejenigen waren im Kampf gefallen vor vielen Jahren.

Doch wenn Morgan mit erhobener Hand sich in die Halle begab,
knieten sie alle nieder
vor der Königin des Schattenlandes, so weiss wie Schnee.

Sie wendete sich ab von Sir Kay und spöttisch schrie sie hoch auf:
"Erblickt, ihr Ritter, der Knabe, den ich bringe, welcher bei mir lag."

"Sehet! Ich traf ihn mitten in der Gosse: er ging vorbei und liess mich liegen,
jetzt ruht auf ihm mein Fluch, lasset Ihn jetzt nun!"



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Daraufhin trat ein Mann aus dem Schatten und gab ein Zeichen,
worauf der Mond grau schimmerte
und alle Schwerter klirrten aus dem Ring gegen Sir Kay.

Und auf seinem Körper, gekrümmt und gebeugt,
die hundert Schwerter als ein Schwert fielen,
während dessen stellten sich alle auf und sangen laut.
Die Heiterkeit der Hölle.



Originaltext & Copyright : "The Camelot Project at the University of Rochester "
übersetzt von T.Doll & Morgy


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